Das schnelle Dutzend

Ich stehe ja selten am Bahnhof Zoo, seit der nicht mehr Hauptbahnhof ist. Dabei ist gerade nachts dort echt eine Menge los, weil das einer der beiden zentralen BVG-Busumsteigen ist. Manchmal fallen da auch Taxitouren an.
So war es auch heute Nacht. Seit 1 Uhr bin ich in der West-City herumgecruist, alle Halten voll und auf den Straßen fast nur die gelben Taxi-Schilder. Gegen halb 2 dann der Entschluss, doch noch mal am Zoo vorbeizuschauen. Manchmal gibt es ja auch Wunder. Aber auch der doppelte Taxistand war recht voll, elf Wagen standen schon da. Eigentlich zu viel, um sich noch mit anzustellen. Trotzdem wollte ich eine kleine Pause machen und wartete.
Von vorn kam eines der bekannten Rudel von Jugendlichen: Schulklassen auf Berlin-Besuch, laut, meist mit Bierflasche in der Hand, chaotisch. Für Taxifahrer uninteressant, höchstens nervig.
Plötzlich aber stiegen einige von denen in die vorderen Taxis ein, nach und nach auch in die weiter hinten stehenden. Natürlich gab es auch dabei ein riesige Chaos, sechs Leute in einen kleinen Toyota, manche rannten vor und wieder zurück, vielleicht auf der Suche nach der/dem Liebsten.
Vier von ihnen schlenderten recht gemütlich an dem ganzen Haufen vorbei. Die etwa 16-jährigen Jungs waren cooler drauf, sie steuerten direkt auf mich zu und fragten, ob ich das Hostel Generator kenne. Na klar, kein Problem. Langsam fuhr ich an den beiden Reihen vor mir vorbei, mittlerweile waren die meisten eingestiegen, die Kollegen fuhren gleich nach mir ebenfalls los.
Peter, der sich neben mich gesetzt hat, klärte mich auf: Es waren zwei holländische Schulklassen, mit Lehrern 50 Leute, die gerade aus dem Q-Dorf kamen. Weil die S-Bahn aber nicht mehr fährt, haben sie sich entschlossen, alle mit Taxis zu fahren. Die Lehrer bezahlen.
Als es Grün wurde, versuchten alle 12 Taxis gleichzeitig loszufahren. Auf dem Weg nach Lichtenberg überholten wir uns immer gegenseitig, die Jugendlichen winkten sich jeweils zu. Bei mir im Auto war es relativ ruhig, zwei Jungs unterhielten sich leise und mein Beifahrer erzählte mir, was sie in den vergangenen drei Tagen alles erlebt haben. Er war sehr begeistert von Berlin und will nach dem Abitur unbedingt hier her ziehen.
Es ist herrlich, nachts in zügigem Tempo durch die Stadt zu fahren. Zumal man weiß, dass es mit 65 km/h eher Grüne Wellen gibt, als mit 50. Nach nur einer gefühlten Viertelstunde kamen wir in der Storkower Straße an, wo natürlich erstmal sämtliche Taxis in die Auffahrt fuhren und alle Schüler gleichzeitig ausstiegen, so dass sich das Chaos vom Zoo wiederholte.
Schließlich verschwanden die Jugendlichen im Eingang, wer fehlte, waren die Lehrer. Erst nach einigen Minuten kam noch ein Kollege an, der sie an Bord hatte und so bekamen wir nach und nach unser Geld: Jeder einen glatten Zwanni, was bedeutet, dass sie für die schnelle Fahrt mal eben 240 Euro gezahlt haben.
Einen Dank vom Taxi-Gewerbe!

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