VIP-Taxi, Preference, Premium

Wieder mal ist eine angebliche Qualitätsverbesserung im Taxigewerbe im Gespräch: Mit dem „VIP Quality Taxi Service“ versucht die Funkgesellschaft Taxi Berlin in Zusammenarbeit mit den Gewerbevertretungen eine neue Service-Offensive zu starten. Das ist aber recht scheinheilig, denn wenn die Fahrer als Supertaximann anerkannt werden wollen, müssen sie erstmal einen kostenpflichtigen Kurs absolvieren. Dort lernen sie genau das, was man als Taxifahrer sowieso beherrschen sollte. Nämlich den korrekten Umgang mit den Kunden, wie man sein Auto sauber hält und dass man alten Omas beim Ein- und Aussteigen helfen sollte. Die Kursbeschreibung ist entsprechend hohl: „Die Vertiefung gesetzlicher Grundlagen … fördert das Bewusstsein für die große Verantwortung des Fahrers im Berufsalltag. Im Berufsbild des Personenbeförderers sind Sauberkeit, Fahrstil und die richtige Kommunikation entscheidend für das Wohlbefinden der Fahrgäste.“ Wer das bisher nicht kapiert hat, wird es sicher auch nicht tun, nachdem er die 40 Euro gezahlt und zehn Fragen richtig beantwortet hat.

In meiner zwölfjährigen Taxikarriere ist das bereits die vierte „Qualitätsoffensive“. Erst kam der Würfelfunk mit seiner Einstufung von VIP-Fahrern – Voraussetzung war, dass man mindestens sechs Wochen bei diesem Funk fährt.

2006 gab es Schulungen gemeinsam mit der IHK, ähnlich wie die jetzigen. Die Teilnehmer erhielten eine Plakette, die sie in ihr Taxi kleben konnten und die es als „Preference Taxi“ auswies. Nach 200 Teilnehmern war Schluss.

Später wurden am Flughafen Tegel neue Bedingungen eingeführt: Es dürfen dort seitdem nur noch Taxis halten, die sauber sind, Kreditkarten akzeptieren und deren Fahrer freundlich sind. Und das Wichtigste: Die die 70 Euro jährlich bezahlt haben! Das ist auch das einzige, was kontrolliert wird. Bis heute bieten viele Taxis dort keine Kartenzahlung an. Eine Kontrolle der Sauberkeit oder Freundlichkeit erfolgt natürlich auch nicht.

Und nun also „VIP Quality“. Eine neue Seifenblase, die großmäulig angekündigt wird, aber vermutlich genauso platzt, wie die bisherigen. Immerhin können sich Taxi Berlin und die Vertretungen danach einige zehntausend Euro teilen, vielleicht sogar noch mehr.

Wenn sie wirklich die Qualität verbessern wollten, würden ganz andere Maßnahmen bessere Ergebnisse bringen: Z.B. Kontrollen der Fahrer, denn viele Kollegen haben mit Sicherheit keinen Taxischein und sind entsprechend kaum auf korrekte Beförderung aus. Ich bin in all den Jahren nur ein einziges Mal kontrolliert worden.
Auch Kreditkartenakzeptanz sollte in allen Taxis Pflicht werden.

Natürlich ist es für unsere Kunden immer unangenehm, wenn sie an ein versyfftes und nach Rauch stinkendes Auto oder einen unfreundlichen oder unfähigen Fahrer geraten. Dass aber so ein bürokratisches Monster helfen soll, halte ich für unwahrscheinlich.

Auch zwei meiner Kollegen haben etwas zu diesem Thema geschrieben:
Cab-log
Gestern Nacht im Taxi

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