Denkmal für homosexuelle Naziopfer

Es sieht aus, als hätte jemand vom Holocaust-Denkmal auf der anderen Straßenseite eine Stele in den Tiergarten geschleppt und dort hingestellt. Etwas schräg steht es nun dort, gleich neben der Ebertstraße, wo sich die Touristenmassen die zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor vorbeischieben: Das Denkmal für die homosexuelle NS-Opfer. Wer näher herantritt findet eine Öffnung, in der er auf einem Bildschirm zwei Menschen sieht, die sich küssen. Mal zwei Frauen, mal zwei Männer.

Schwule Männer wurden in der Nazizeit wesentlich stärker verfolgt, als lesbische Frauen. Über 50.000 Homosexuelle sind nach dem Paragrafen 175 verurteilt worden, fast alle landeten in Konzentrationslagern und Zuchthäusern, manche wurden sogar mit medizinischen Versuchen gequält. Als der Bundestag im Jahr 2003 die Errichtung dieses Denkmals beschloss, war die CDU noch dagegen.
Entworfen wurde das Werk von Michael Elmgreen und Ingar Dragset, die für ihre wortwörtlich schräge Darstellung ihrer Kunst bekannt sind.

Das Denkmal ist Teil einer Erinnerungslandschaft. Neben dem Holocaust-Mahnmal gibt es unmittelbar am Reichstag drei weitere Gedenkorte: Einer erinnert an die von den Nazis ermordeten Reichstags-Abgeordneten, ein anderer an die Maueropfer zwischen 1961 und 1989. Etwas versteckt befindet sich außerdem ein Denkmal für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma.

Wenn man davon ausgeht, dass der Begriff Denkmal eigentlich „denk mal!“ bedeutet, hat das Homosexuellen-Denkmal sicher noch lange seine Berechtigung. Denn klar ist, dass nicht nur das Gedenken an schwule Naziopfer wichtig ist, sondern dass es auch heute noch zahlreiche Diskriminierungen und Übergriffe auf Homosexuelle gibt. Das angeblich so tolerante Berlin hat trotz breiter Aufgeklärtheit noch eine andere Seite, auch gegen die ist dieses Denkmal gemacht.

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