Big in Friedrichshain

Die Schicht fing gut an, vom Hauptbahnhof gleich eine Tour nach Hellersdorf, dort ein Funkauftrag nach Lichtenberg. Auf dem Rückweg in die Innenstadt kam ich durch die Boxhagener Straße, vor dem großen Hostel winkte zwischen zwei großen Reisebussen, die am Rand standen, ein Mann um die 50. In schlechtem Deutsch erklärte der Däne, dass er in die Revaler Straße wollte – allerdings hätte er noch seinen Bus dabei. Und der war wirklich riesig. Dass er damit mitten im Friedrichshainer Kiez keinen Parkplatz finden würde, war klar. Ich sollte ihn also mit seinem großen Teil durch die Straßen lotsen und dann wieder zurück fahren. Auf dem Zettel, den er mir zeigte, stand „Revaler, nicht über die Gärtnerstraße“. Er konnte mir nicht erklären, wieso ich ausgerechnet die einzig sinnvolle Strecke nicht fahren sollte. Also fuhr ich durch die Gryphius- und Simplonstraße und er mit dem Doppeldecker-Reisebus immer hinterher. Wer die Gegend kennt, weiß, dass es dort eng ist. Sehr eng. Erst recht mit einem solch langen Bus, in den locker die Hälfte der Kopenhagener Bevölkerung Platz finden würde. Vielleicht hätten wir es sogar geschafft, wenn dort nicht überall Baustellen wären und der rote Dacia nicht direkt auf der Ecke parken würde. So aber blieb er hängen, der Bus war etwa einen Meter zu lang. Wir diskutierten die Alternativen, während sich an allen Seiten Autos stauten, die nun nicht mehr durchkamen. So ein großer Reisebus ist eine tolle Blockade!

Natürlich ging dann das Hupen los, als wenn der Busfahrer seinen Wagen aus reiner Bosheit so hingestellt hätte. Wir lachten uns beide an und den hupenden Autofahrer aus. Wie alle anderen legte der dann den Rückwärtsgang ein und suchte sich einen anderen Weg.

Schließlich einigten wir uns darauf, dass ich mit dem Taxi allein vor fahre und einen freien Weg suche. Den fand ich auch gleich mit der Döringstraße, die zwar winzig ist, trotzdem aber noch genug Platz zum Durchfahren bot. Vorher mussten wir jedoch den Dampfer sicher aus seiner misslichen Lage befreien. Zentimeterweise ging es vor und zurück, bis der Fahrer seinen Bus endlich frei hatte. Zwar kamen wir dann schnell in der Revaler an, aber einen Platz zum Parken fanden wir nicht. Wir machten erstmal direkt vor dem Bordell eine Pause. Als man dort den Bus gesehen hat, hat man wohl gleich eine Großpackung Kondome aus dem Lager geholt.

Nun wollte der Busfahrer die Polizei rufen, denn in Dänemark ist die offenbar auch für das Abstellen von Bussen zuständig. Das ist hier zwar nicht so, aber der Beamte am Bürgertelefon war erstaunlich hilfsbereit, auch wenn der von ihm vorgeschlagene Hauptbahnhof zu weit weg war. Mir fiel in der Diskussion mit ihm aber noch das Viertel der sogenannten Oberbaum-City ein, wo kaum jemand wohnt und abends eine Menge Parkplätze frei sind. Wir entschieden uns, dort nachzuschauen.
Vorher musste der Bus jedoch noch rund 300 Meter rückwärts durch die Revaler bugsiert werden, um dann an der Gärtnerstraße noch eine ganze Kreuzung zu versperren.
Die Aktion verlief erfolgreich. Und auf dem Rückweg von der Rotherstraße erzählte der Busfahrer, dass er in Dänemark ja eigentlich auch Taxi fährt, das mit dem Bus ist nur eine Ausnahme, die erste seit zehn Jahren.
Dafür hat er sich aber in den schmalen Straßen sehr gut geschlagen!

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