Kältetod

Am Wochenende starben in Berlin drei Menschen aufgrund der frostigen Kälte. Bei einer Temparatur von bis zu minus 23 Grad Sonntagnacht ist das kein Wunder. Eines der Opfer hatte in einer alten Holzhütte auf dem Bahngelände neben dem Mauerpark Schutz gesucht. Wahrscheinlich zündete er sich dort am Wochenende ein Feuer an, das dann die Hütte mit dem Mann niederbrannte. Am Montag dann kamen zwei Rentner ums Leben, die beide ganz nahe ihrer Wohnungen erfroren. Einer von ihnen in Moabit, 300 Meter vom Hauptbahnhof entfernt, wo täglich unzählige Menschen vorbeikommen. Passanten fanden ihn nachmittags in einem Gebüsch. Vielleicht bin auch ich an diesem Tag mehrmals an ihm vorbeigekommen, mein Weg führt mich ja täglich durch die Lehrter Straße.

In der Wohnanlage, in der er seit zehn Jahren lebte und nun starb, gibt es auch eine Notunterkunft für Obdachlose. Jeden Abend kann man sie sehen, wenn sie an der versteckten Kellertreppe stehen, um Einlass zu bekommen. Dort ist auch der sogenannte SM-Kältebus der Stadtmission stationiert, der nachts durch Berlin fährt, um Obdachtlose einzusammeln oder ihnen wenigstens heißen Tee und warme Kleidung zu bringen.

Allerdings habe ich zu dieser Einrichtung mittlerweile ein zwiespältiges Verhältnis. Im letzten Jahr habe ich im Fernsehen eine Reportage über den Kältebus gesehen. Dort hieß es, dass die Betreiber Unterstützung brauchen. Also habe ich mich dort gemeldet, um einmal wöchentlich nachts mit rauszufahren, notfalls auch mit eigenem Auto. Lange erhielt ich überhaupt keine Antwort, danach kam eine kurze Absage. Ich könnte mich ja gerne später nochmal melden. Das ist sehr merkwürdig, wenn öffentlich zu Unterstützung aufgerufen wird, um diese dann abzulehnen.
Stattdessen werde ich nun selber gesammelte Kleidung abgeben – allerdings nicht dort, sondern in der Bahnhofsmission am Zoo. Dort habe ich bereits mehrmals ausgeholfen und weiß, dass man private Hilfe gerne annimmt.

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