Rede des Außenministers Scheinheil

„Sehr geehrte Damen und Herren,
die Bundesrepublik ist in den meisten Staaten der Erde gut angesehen und dies trotz unserer Vergangenheit, die mit dem Nationalsozialismus alles andere als rühmlich war. Dabei hat sich die Politik ab 1949 gar nicht ernsthaft von der NS-Zeit distanziert. In Ost und West kamen die alten Eliten wieder zu hohen Posten. Während in der DDR sogar ehemalige KZs wieder als Lager für Oppositionelle genutzt wurden, durften ehemalige NSDAP-Mitglieder im Westen sogar Bundeskanzler und Bundespräsident werden. Und man muss sagen: Es hat uns nicht geschadet! Im Kalten Krieg waren unsere Erfahrungen von vielen Ländern gefragt, unsere Gründlichkeit hatten wir ja zur Genüge unter Beweis gestellt. So halfen wir mit an der Entwicklung der Atombombe, die wir selber ja nicht mehr in der Praxis proben konnten. Unsere Raketentechnik war genauso beliebt wie der Panzerbau, der bis heute weltweit führend ist. Und auch die Entwicklung von Gasen ging weiter, nach dem großen Erfolg von Zyklon B. In den 60er und 70er Jahren erfreuten sich einstige Gestapo-Männer über neue Betätigungsfelder in Süd- und Mittelamerika. Kurzum: Deutsche Qualität war und ist bis heute weltweit gefragt.

Wir haben uns immer Mühe gegeben, allen zu gefallen. Da war es besonders praktisch, dass wir im Kalten Krieg gleich in beiden Lagern vertreten waren. Und auch sonst haben wir stets mit allen zusammengearbeitet. Das Apardheitsregime fuhr mit Mercedes-Unimogs in die Demonstrationen der Schwarzen, General Franco konnte sich sicher sein, ausreichend mit deutschen Waffen versorgt zu werden, um die spanischen Demokraten sowie die Basken abzuknallen.
Natürlich waren wir in all den Jahren demokratisch und haben immer darauf hingewiesen, dass wir in den Empfängerländern keine Unterdrückung der Bevölkerung dulden. So sind die deutschen Panzer in Kurdistan vermutlich nur für den Straßenbau eingesetzt worden, und die an den Iran gelieferten Elektroschockgeräte als Stromprüfer.

Bis heute legen wir großen Wert darauf, keine Diktaturen zu unterstützen! Das sieht man auch aktuell: Nur 40 Jahre hat es gedauert, und schon haben wir Mubarak und Ghaddafi die Unterstützung entzogen. Ja, wenn es darauf ankommt, dann handeln wir auch! So vielleicht auch irgendwann im Verhältnis zu Saudi-Arabien, China oder Russland, falls sich herausstellen sollte, dass dies keine lupenreinen Demokratien sind. Aber bis es soweit ist, gibt es ja überhaupt keinen Grund, dass sich unsere Beziehungen verschlechtern.
In diesem Sinne wird die Bundesregierung auch in 50 und 100 Jahren noch so weitermachen wie bisher.“

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