Zwanzighundert

Ein Begriff ist ganz besonders mit der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder verbunden: Agenda 2010, gesprochen „Zwanzigzehn“. Das ist ein Bruch mit der bisherigen Zählung, denn bis vor zehn Jahren sagten wir Achtzehnhundert, Neunzehnhundertzehn usw. Außer bei den Jahreszahlen wird diese Art der Zählung selten gebraucht. Wer 1.500 Euro verdient, sagt Tausendfünfhundert, nicht Fünfzehnhundert. Und niemand sagte, sein Geburtsjahr wäre Tausendneunhundertfünfundsiebzig. So war eine Verwechselung zwischen Jahreszahlen und – zum Beispiel – Geldbeträgen, bisher ausgeschlossen, jedenfalls wenn sie gesprochen wurden.

Wie aber sagt man künftig zu den Jahren? Stanley Kubrick nannte sein Werk „2001 – Odyssee im Weltraum“ gesprochen wird Zweitausendeins. Da hielt Schröder seine Auslegung gegen, nach der nun bald das Jahr Zwanzigzehn beginnt. Auch eine dritte Variante hört man immer öfter: Zweizehn. Das klingt jedoch eher wie der Preis einer Fahrkarte, als nach einer Jahreszahl. Die alte Bezeichnung dagegen, als vierte Möglichkeit, kommt wohl nicht mehr in Betracht: Zwanzighundertzehn hört sich einfach zu holprig an.
Dem Dilemma der Verwechselung von Zahl und Jahr begegnen viele, indem sie die englische Form nutzen: „in Zweitausendzehn“ entspricht allerdings nicht der deutschen Grammatik. Welche der Varianten sich durchsetzt, ist noch offen, ich tippe aber auf die Schrödersche Lösung.

Anders sieht es bei den Jahrzehnten aus, die bisher meist erst bei den Zwanziger Jahren begann. Mittlerweile haben sich auch die Nuller und Zehner Jahre einen Platz in der Umgangssprache erkämpft. Aber hier gibt es wohl auch keine sinnvolle Alternative.

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2 Kommentare

  1. Puh, was das Thema angeht, bin ich wohl hemmungslos unstet. Dass wir nächstes Jahr Zwei-zehn haben, hab ich ebenso schon fallen lassen wie die fünfzehnhundert Euro – letzteres aber sicher häufiger.
    Aber festlegen lassen würde ich mich darauf dennoch nicht.

  2. ich erinnere einen song, der das jahr 25 besang. und da sang man (wer eigentlich?) „In the year twentyfivetwentyfive if man is still alive…“ Dann ist Zwanzigzehn wahrscheinlich auch so ein Anglizismus, aber ein sehr brauchbarer, oder?

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