B-klassig

Man hätte schon am Anfang stutzig werden sollen. Der Name war bereits verräterisch, denn wer nennt sein Produkt schon freiwillig „B-Klasse“. Und so braucht es einen auch nicht zu wundern, dass das Taxi nach nur dreieinhalb Jahren ziemlich am Ende ist. Schon in den ersten Monaten schwächelte es. Warum der rechte Vorderreifen ungleichmäßig abgerieben wurde, konnte sich die Werkstatt nicht erklären. Der Mercedes-Mensch vermutete Fahrfehler der Taxifahrer, vielleicht dachte er, dass wir Angst vor dem Verkehr hätten und deshalb immer mit einem Rad am Bordstein fahren. Neue Reifen, veränderte Achsen, es nützte nicht viel. Dann kamen neue Macken dazu, kleine und größere, bald ständiges unergründliches Klappern, oft war es wirklich nervig. Die neuen Geräusche wunderten mich dann kaum noch, aber diesmal war’s doch ernster. In der Vertragswerkstatt runzelte der Chefarzt die Stirn, das sieht nicht gut aus, so einen Fall hatten wir noch nicht. Das Getriebe. Aber leider, leider, bei diesem Modell kann man da nicht viel machen. Organverpflanzung, so drei- bis fünftausend Euro muss man schon rechnen, die Krankenkasse gibt nichts dazu. Und auch wenn erst vor sechs Wochen ein neues Auto gekauft wurde – unsere Kulanz hat Grenzen.
Wozu zahlt man eigentlich 24 T, wenn der Grund dafür reine Nostalgie ist? Mein erstes Taxi hatte fast 1 Mio. Kilometer mit dem ersten Motor und Getriebe gemacht! Nicht nur ein Sechstel davon. Das war ein 123er oder 124er, jedenfalls eines der Autos, die den Mythos Mercedes = Qualität begründeten. Ach, wo sind die guten Zeiten hin. Noch nicht mal abgezahlt, droht schon die Abwrackprämie. Aber die gibts ja auch nicht mehr. Früher war alles besser.

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12 Kommentare

  1. Man hört des öfteren, dass bei Mercedes außer dem Preis nicht mehr viel stimmt…

    Bei einem Vito eines konkurrierenden Unternehmens brachen kurz nacheinander die Federn an den vorderen Achsen. Eine nachts, als er auf dem Hof stand(!), die andere kurz darauf während der Fahrt, wobei sie Reifen und Felge unbenutzbar machte.

    Einen anderen Kollegen sah ich beim Einladen die Heckklappe festhalten, sie wäre sonst zugeklappt…

  2. Mercedes stand früher für Qualität und zuverlässigkeit, dafür war man bereit seinen Preis zu bezahlen.Wenn es mal ein Problem gab, hat die Firma mit Kulanz reagiert. Heute null Kulanz absolute Ignoranz. Ich hatte einen Fall, da ist die 2 Jährige Garantie und die 1/2 jährige Kulanz an einem Sonntag abgelaufen.Am Montag war ich mit einem kaputten Kompressor der Klimaanlage bei der Taxiwerkstatt wo mir kaltschnäutzig mitgeteilt wurde, Pech gehabt irgendwann ist die Kulanzfrist eben vorbei. Selbst die Verkäufer und Mitarbeiter der Prinzessinnenstr. raten einem vom Kauf einer B-KLasse ab. Nach katastophalen Erlebnissen mit der Baureihe 210, extremen Problemen am Anfang der Baureihe 211 und nun den totalem Wegfall jeder Qualität der B-KLasse und gleichzeitigem Serviceschwund, gibt es überhaupt keinem Grund noch einmal einen Mercedes zu kaufen. Den geplanten Kauf eines neuen Mercedes im November wird nicht stattfinden.

  3. Die E-Klasse (w211) zeiht ebenfalls nach rechts, was an einem Konstruktionsfehler liegt. Hat nichts mit einer falsch eingestellten Spur zu tun.

    Der 124er war definitv der letzte Mercedes, der gebaut wurde. Der W210 ging noch, hatte aber auch schon für Mercedes bis zu dem Zeitpunkt ungewöhnliche Macken.
    Den W211 (und auch den neuen W212) kannst Du in die Tonne kloppen.

    Wenn man sich vor Augen hält, daß ein 124er ca. 40.000 DM gekostet hat und eine neue E-Klasse nach Listenpreis heute 40.000 kostet, braucht man sich nicht mehr zu fragen, woher die enormen Gewinne der Unternehmen kommen. (bei einem de-facto 0,8% Rückgang der Kaufkraft der Bevölkerung in D in den letzten 10 Jahren…)

    Im Endeffekt kann man die ganze sog. „Premiumklasse“ von Mercedes, BMW und Audi in die Tonne klopfen. Außer mehr elektronischem Schnickschnack, Konstruktionsfehlern und einem doppelt so hohen Preis, ist an diesen Fahrzeugen nichts besser wie bei einem Dacia Logan. <- Und der fährt wenigstens zuverlässig! ;)

  4. „denn wer nennt sein Produkt schon freiwillig »B-Klasse«“
    Ich musste mal eine zeitlang eine A-Klasse als Taxi fahren. Die ist mit 150.000 völlig auseinander gebrochen.

  5. Was die sogenannten Premiumklassen, vorne an Mercedes und BMW in den letzten Jahren produziert haben, ist an Entrücktheit nicht mehr zu überbieten. Zu groß,(Offraoder) völlig Gagga, zu viel Schadstoffausstoß, überflüssige Technik usw. Den W211 oder W212 brauchen wir wirklich nicht.Alles Autos die am Markt, an den Bedürfnissen der Konsumenten, vorbeiproduziert wurden. Warum sollte ein Taxi um die Ecke leuchten können oder bei überhöhter Geschwindigkeit in der Kurve den Neigungswinkel verändern? Alles Blödsinn. Wir benötigen mehr Platz, Schadstoffreiere Auto´s ,weniger Kraftstoffverbrauch usw. Gerade Mercedes sollte am besten wissen was wir Taxifahrer brauchen. Und was machen die Herren aus der Premiumklasse? Verprellen sich ihre besten Kunden. Und unsere sogenannten Gewerbevertreter u. Funkgesellschaften schliessen sich dem Blödsinn an in Form von VIP-Class oder noch schlimmer Premium -Class, für 6,80€ um die Ecke!Bingo, weiter so!

  6. @Paule
    Da fehlt doch ein Leserbriefchen. Hat etwa der Zensor wieder zugeschlagen
    Stimmt. Der Zensor hat wieder mal drauf bestanden, dass eine echte Mailadresse angegeben wird. Leider bisher ohne Reaktion.

  7. @Aro
    „Der Zensor hat wieder mal drauf bestanden, dass eine echte Mailadresse angegeben wird.
    Schade eigentlich. Hätte zugerne gelesen, was Mahaf zu dem Thema zu sagen hat. :-) Aber @Paule fasst ja das schon sehr gut zusammen.

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