Promis zu Gast im Taxi

Der Hauptteil meiner Fahrgäste sind Touristen, Geschäftsleute und Menschen, die nach dem Theater, Konzert oder vom Restaurant nach Hause wollen. Ganz normale Leute eben. Ab und zu aber kenne ich einen Fahrgast auch aus der Zeitung oder dem Fernsehen. Nun bin ich kein Groupie oder Promiküsser, auch nach einem Autogramm zu fragen, würde mir nie einfallen. Was soll ich damit?
Einer der West-Berliner Taxi-Schrecks war ja Harald Juhnke. Nun gut, über die Toten nur Gutes, aber wenn die Sage stimmt, zeugt es nicht von höflicher Zurückhaltung. Ältere Kollegen erzählen, dass er öfter am Hotel Palace ins Taxi gestiegen sei und zum Fahrer nur „nach Hause“ gesagt habe. Und wenn der Kollege die genaue Adresse im Westend nicht kannte, soll er beschimpft worden sein oder der eitle Herr stieg wieder aus. Ich weiß nicht, ob die Geschichte stimmt, aber so ähnlich habe ich sie im vergangenen Jahr mit einem sogenannten Promi-Friseur erlebt. Auch er ging davon aus, dass jeder Taxifahrer zu wissen hat, wo der Herr Stylist wohnt und er war empört, dass ich es nicht wusste.
Ganz anders dagegen die Schauspielerin Katja Riemann, die allgemein als zickig verschrien ist. Sie war gut drauf, gesprächig und hat mir eine nette Fahrt beschert. Also das genaue Gegenteil von einem ihrer Comedy-Kollegen, der mir arrogant und überheblich kam, aber so kennt man ihn auch von der Bühne.
Traurig dagegen war die Begegnung mit einer ostdeutschen Liedermacherin, die ich zusammen mit anderen Frauen von der Trauerfeier für ihren verstorbenen Mann abholte. Auf der weiten Fahrt gab es viele Tränen, schlimm aber war vor allem ihre Bekannte, die neben mir saß. Die ganze Zeit über machte sie dumme Sprüche, fragte ständig, ob ich die Sängerin auch erkannt hätte und gab auch keine Ruhe, als ich sie mit „Jetzt reichts aber!“ angebafft habe.

Der Vater des US5-Musikers war sehr stolz auf seinen Sohn. Nachdem wir den nach Hause gebracht haben, fuhren wir noch einige Minuten und er erzählte mir die halbe Lebensgeschichte des Popstars. Viel gesprochen hab ich auch mit Gesine Schwan, die demnächst Bundespräsidentin werden möchte. In der halben Stunde von Mitte zu ihrem Haus ging es natürlich zuerst um Barack Obama, der ein paar Stunden zuvor als US-Präsident vereidigt worden war. Sie fragte mich, wie ich das mit den beiden Jobs schaffe und was mir daran Spaß macht.
Die interessantesten Gespräche aber hatte ich mit Heiner Geißler, als er noch im Bundestag saß. Dreimal hatte ich ihn im Auto und jedesmal fingen wir an zu diskutieren. Selten habe ich einen solch intelligenten Gesprächspartner gehabt, die Gespräche mit ihm machten Spaß und einmal standen wir noch einige Minuten, um zu Ende zu diskutieren.

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3 Kommentare

  1. in Deinem Taxi-Bericht über Harald Juhnke ist ein kl. Fehler. Er wohnte nicht im Westend, sondern irgendwo am Hagenplatz. Ich traf mich heute mit Doris + sie sagte mir, das Du Wert legst auf Richtigkeit Deiner Berichte.
    Viele Grüsse
    Barbara

  2. Ich mach hier mal den Totengräber …
    Hagenplatz ist zumindest richtiger als Westend, wenns um den Wohnsitz von Harald Juhnke geht.
    Der zog zwar mehrmals um – ich selbst kenne nur zwei der Gebäude, im Internet findet man aber noch mindestens eine weitere Adresse – blieb jedoch dem Grunewald treu.

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