Werner Orlowsky gestorben

Es gibt Menschen, die einem Stadtteil ihren Stempel aufdrücken. Einer davon war Werner Orlowsky. Ohne ihn wäre vieles in Kreuzberg anders verlaufen. Ab 1960 betrieb er eine kleine Drogerie in der Dresdner Straße. Er war ein typischer Kreuzberger: Offene Klappe, aber liebenswert, kein feiner Pinkel, immer zu einem Schwatz bereit und vor allem sehr pragmatisch. Wenn es ein Problem gab, packte er es an, ob im Laden, in der Straße oder im Kiez.

Als man ihm das sogenannte Neue Kreuzberger Zentrum, das Hochhaus am Kotti, vor die Nase setzte, und niemand wusste, wie weit sich die Abrissbagger noch in den Kiez fressen würden, begann er mit dem Widerstand. So wie Tausende andere zwischen Moritzplatz und Schlesischem Tor organisierte er sich in Stadtteilgruppen.
1981, auf dem Höhepunkt der Hausbesetzerbewegung, stand er oft ganz vorn mit dabei. Er legte sich mit dem Innensenator an, mit den Behörden, der Polizei – aber auch mit den Radikalsten unter uns, denen er vorwarf, nur auf Randale aus zu sein. Gleichzeitig verteidigte er aber die Hausbesetzungen, die Demonstrationen und Aktionen, weil sie sich gegen die Spekulanten wehrten, die SO 36 gerne unter sich aufgeteilt hätten.

Im gleichen Jahr zog er für die Alternative Liste als Baustadtrat ins Rathaus Kreuzberg ein, ohne Parteimitglied zu werden. Ein Verbündeter im Kampf gegen den Massenabriss und für bessere Wohnverhältnisse. Er war zu einem großen Teil mitverantwortlich dafür, dass es danach keine großflächige Luxussanierung oder Abrisse gegeben hat. Auch der Bau des Spreewaldbades geht zum Teil auf sein Konto, ebenso wie die Umwandlung des alten Bahnhofs zum Görlitzer Park.

Acht Jahre lang, bis 1989, bestimmte er die Baupolitik in Kreuzberg. Dabei schaffte er es, sich quer durch die politischen Lager Respekt zu erwerben, von Autonomen bis zur CDU.
Werner Orlowsky ist Anfang der Woche im Alter von 87 Jahren gestorben.

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