ADAC braucht neue Autobahn in Berlin

Retro ist ja voll im Kommen. Lange Haare bei den Jungs, großgemusterte Tapeten, viel Orange. Der ADAC aber will eine andere Farbe pushen, die eigentlich längst abgegessen schien: Das Grau der Autobahnen. 2006 wurde der erste Teil nach Schönefeld eröffnet, der verlief noch wenigstens auf dem alten Grenzstreifen. Auch der geplanten Strecke von der Grenzallee zur Frankfurter Allee sollen nur vier Wohnhäuser weichen, recht wenig im Vergleich zu den über 100, die in den 60er und 70er Jahren abgerissen wurden, um dem Stadtring Platz zu schaffen.
Doch der ADAC, der seine beste Zeit während der Massenmotorisierung vor 30 Jahren hatte, will wieder zurück zur guten alten Zeit und fordert jetzt, eine Schneise quer durch den Prenzlauer Berg und Wedding schlagen zu lassen. Er will eine neue Autobahn von Friedrichshain aus zum Jüdischen Friedhof Weißensee und dann anstelle der Ostsee-, Wisbyer und Bornholmer Straße bauen. Auch in der Verlängerung über Osloer und Seestraße sollen reihenweise Wohnviertel zerstört werden. Dabei ist es ja nicht so, dass die Stadt dringend diese Autobahn bräuchte. Der Trend geht stattdessen in die entgegengesetzte Richtung, denn es gibt in Berlin immer weniger Privatwagen. Aber vielleicht ist genau dies auch der Grund für diese Forderung. Weniger Autos bedeutet wahrscheinlich auch weniger ADAC-Mitglieder. Also muss sich der Verband mit spektakulären Forderungen profilieren. Anders ist auch die Forderung nach einem neuen Autotunnel in Mitte nicht zu erklären, der unter dem Lustgarten entlangführen soll. Auch solche Tunnel sind ja in den 70ern sehr beliebt gewesen.
Bleibt nur zu hoffen, dass der ADAC in seinem Retro-Wahn nicht auch noch den Wiederaufbau der Mauer fordert.

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