Großereignisse

Das war diesmal eine Woche der Großveranstaltungen. Eine Million Menschen standen am Rande der Marathonstrecke, um den etwa 40.000 Läufern zuzujubeln. Schon am Tag vorher war die City dicht, als die Skater die gleiche Strecke fuhren.
130.000 Teilnehmer hatte der Sternmarsch der Klinikangestellten, die am Freitag gegen die Gesundheitspolitik der Regierung demonstrierten. Und offenbar gegen die Nerven der Autofahrer und sonstigen Verkehrsteilnehmer, denn die haben an diesem Tag schwer gelitten.

Mehrere Zehntausend haben sich stattdessen auf dem Messegelände schicke E-Loks und ganze Züge angeschaut, auch die neue Berliner Straßenbahn war bei der Innotrans zu Gast.
Nur 25.187 Menschen nahmen dagegen am Bürgerentscheid in Mitte teil. Hier sollte gegen die Parkraumbewirtschaftung nördlich der Torstraße protestiert werden, doch es kamen nicht mal genügend Bürger zur Abstimmung. Das lag sicher daran, dass es nur um ein relativ kleines Gebiet ging, die Mindestteilnehmerzahl jedoch im gesamten Bezirk inklusive Wedding und Tiergarten zusammenkommen müsste. Und dass die Parkzonen schon seit einigen Monaten in Betrieb sind. Und am Marathon. Und am schönen Wetter. Und vielleicht daran, dass es die Nicht-Autofahrer überhaupt nicht interessiert. Damit wäre auch dieser Bürgerentscheid gestorben.

Gestorben ist auch der bekannteste Tierpfleger des Universums, der Retter und Mutterersatz des Eisbären Knut, Thomas Dörflein. Sein früher Tod hat eine Welle von Beileidsbekundungen ausgelöst, Blumenteppiche vor dem Zoo und dem Bärengehege, weinende Knut-Fans, Tausende von Briefen und E-Mails an den Zoo. Dessen Direktor weigerte sich standhaft, für den Verstorbenen ein Kondolenzbuch auszulegen, erst als der Druck der Öffentlichkeit zu groß wurde, gab er nach. Tja, mit Tieren kennt er sich offenbar besser aus, als mit Menschen.

Ob das mit den Tieren bei der CDU genauso ist, weiß man nicht, aber mit den Menschen kann man dort auch nicht richtig umgehen, das haben ja die letzten Wochen gezeigt. Nun ist man erstmal dabei, den Scherbenhaufen zusammenzukehren. Frank Henkel wurde Nachfolger von Friedbert Pflüger als Fraktionsvorsitzender, dessen Zukunft sowohl in Berlin auch in seiner Partei ist recht ungewiss ist. Henkel sprach im Abgeordnetenhaus vor halbleeren Reihen, was einen Eindruck davon vermittelt, was z.B. der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit von seinen politischen Konkurrenten und von Anstand hält. Wowereit verließ den Saal kurz vor Henkels Auftritt.
Da es der CDU im kommenden Jahr auch an einem Parteivorsitzenden mangeln wird, hat sie schon mal eine Findungskommission eingesetzt, die nun auf die Suche gehen soll. Bleibt nur zu hoffen, dass sie sich nicht wieder in Hannover umschaut.
Währenddessen blamiert sie sich wieder in Reinickendorf: Hier will man keine Ausstellung darüber, dass es im vergangenen Jahr mehr als 300 Übergriffe auf Homosexuelle gab. Die Fotos der Opfer sollen zum Nachdenken anregen, doch das CDU-regierte Bezirksamt in Gestalt der Kulturstadträtin Katrin Schultze-Behrendt weigert sich, „aus Jugendschutzgründen“, sie im Foyer des Rathauses ausstellen zu lassen. Kinder und Jugendliche könnten von den Verletzungen verstört werden, deshalb bot man einen Raum an, der nur über verwinkelte Gänge zu erreichen wäre. Die Veranstalter haben die Ausstellungen unter diesen Umständen abgesagt.

Abgesagt wurden auch die Verhandlungen mit den Besetzern des Künstlerhauses Bethanien, nachdem diese sich geweigert haben, einen Mietpreis von 3,38 Euro pro Quadratmeter zu akzeptieren. Offenbar wünschen die Damen und Herren Autonomen eine Sonderbehandlung in der Form, nach drei Jahren Besetzung weiterhin kostenlos wohnen zu dürfen. Nun fällt dem Bezirksamt seine wohlwollende Haltung der letzten Jahre auf die Füße, denn weil es die Besetzung so lange geduldet hat, wird nun eine Räumung kaum durchsetzbar sein. Selber schuld, lieber grüner Bezirksbürgermeister.

Ach ja, grün wird es auch in Tempelhof demnächst, wenn der Flughafen erstmal geschlossen ist. Jetzt wurde allerdings bekannt gegeben, dass es schon zwei Tage danach weitergeht: Das Hauptgebäude wird vorläufig für Veranstaltungen genutzt, es gibt Führungen, Shows und Konzerte. Und auch für die Hangars gibt es teilweise schon eine Nachfolgenutzung. Möglicherweise muss aber der ganze Komplex noch saniert werden, das wird nochmal richtig teuer.
Saniert wurde auch der älteste Friedhof innerhalb der alten Berliner Stadtmauern, in der Großen Hamburger Straße. Das hier vorgelagerte Altenheim nutzten die Nazis als Sammellager für Juden vor deren Deportierung, es wurde im Krieg zerstört. Jetzt nach der Sanierung des Areals wurde das Heim in seinen Umrissen wieder sichtbar gemacht.

Unsichtbar dagegen sind die Super-Mega-Mussmangesehenhaben-Promis Brad Pitt und Angelina Jolie. Sie haben während der Dreharbeiten zum neuen Kinofilm „Inglorious Bastards“ von Quentin Tarantino eine Riesenvilla am Wannsee gemietet, was zahlreichen Pararazzi vor dem Haus und gegenüber auf der anderen Seite des Sees massig Arbeit sichert. Ein Hauch von Hollywood in Berlin…

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